Die Unterfunktion der Schilddrüse ist ein häufiges Krankheitsbild. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Auch wenn die Diagnose für Sie möglicherweise ein Schreck war: Eine Schilddrüsen-Unterfunktion kann in der Regel gut behandelt werden und meist braucht es dafür nur eine kleine Tablette, die Sie einmal täglich einnehmen.
Wissenschaftlich geprüft von Dr. Susanne Rabady, Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM)
Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse, die im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfes liegt. Sie sieht ein bisschen wie ein Schmetterling aus. Das Hormon, das sie produziert, regelt unter anderem die Stoffwechselaktivität des Körpers. Eigentlich sind es zwei Hormone, die T3 und T4 heißen. Wenn die Schilddrüse zu wenig von diesen Hormonen produziert, spricht man von einer Unterfunktion.
Wenn zu wenig Schilddrüsenhormone produziert werden, laufen Stoffwechselprozesse im Körper langsamer ab. Einige der typischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion hängen damit zusammen:
Dazu können noch diese Symptome auftreten:
Die beiden Hormone T3 und T4 können im Blut bestimmt werden. Diese Bestimmung veranlasst Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin, wenn es Hinweise auf eine Unterfunktion gibt. Hinweise sind vor allem die oben beschriebenen Symptome oder die Veränderung eines anderen Blutwertes, des so genannten TSH-Wertes. Das TSH kann auch im Rahmen der Gesunden-Untersuchung bestimmt werden.
Welche Untersuchungen werden an einer Spezialambulanz für Schilddrüsenerkrankungen durchgeführt?
Antwort Priv. Doz. Dr. Alexander Kroiss, Universitätsklinik für Nuklearmedizin Innsbruck: „Wir bestimmen bei Symptomen, die auf eine Funktionsstörung hindeuten, im Labor die Hormone T3 und T4[1] und den TSH-Wert, weiters Schilddrüsen-Antikörper sowie Veränderungen wie Zysten, Knoten oder eine generelle Vergrößerung, eine so genannte Struma. Zunächst geschieht das mittels Ultraschall und weiterführend erfolgen bei Bedarf eine Szintigrafie und/oder eine Punktion. Knotige Veränderungen entdeckt man schon im Ultraschall. Da kann aber noch nicht beurteilt werden, ob diese Areale Hormone krankhaft speichern – man spricht dann von heißen Knoten – oder ob dort zu wenig Hormone produziert werden. In diesem Fall handelt es sich um kalte Knoten. Aus dieser Unterscheidung lassen sich schließlich Rückschlüsse auf die Art der Gewebsveränderung ziehen.“
Mein Arzt hat mich zu einer Szintigraphie überwiesen. Nun habe ich gelesen, dass dabei radioaktive Substanzen zur Anwendung kommen – ist das nicht schädlich?
Antwort Prof. Dr. Irene Virgolini, Leiterin der Universitätsklinik für Nuklearmedizin Innsbruck, beruhigt: „Es wird nur eine gering radioaktive Substanz verabreicht. Diese wird mit einer speziellen Kamera bildlich dargestellt und lässt so erkennen, ob zu viel oder zu wenig Hormone vorhanden sind. Die Dosis liegt unter der Strahlenbelastung eines Lungenröntgens und ist daher unbedenklich.“
Viele Patient:innen mit einer Unterfunktion der Schilddrüse entwickeln mit der Zeit ein recht gutes Gefühl dafür, ob sie die für sie passende Medikamenten-Dosis einnehmen. Gibt es Beschwerden, die auf eine Unter- oder Überdosierung hinweisen, kann gemeinsam mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin (!!) die Dosis angepasst werden.
Kann als Ihre erste ärztliche Anlaufstelle auf Basis der typischen Beschwerden eine Verdachtsdiagnose stellen und dann zur genauen Abklärung eine Blutabnahme veranlassen. Er bzw. sie kann auch die Therapie einleiten und die Kontrolluntersuchungen durchführen.
Kann zusätzlich in Spiel kommen – vor allem dann, wenn die Ursache der Schilddrüsen-Unterfunktion in einer Fehlsteuerung durch bestimmte Zentren im Gehirn liegt
Bei einer stark vergrößerten Schilddrüse, die bereits eine Einengung im Halsbereich verursacht oder bei einer unkontrollierbaren Hormonproduktion kann eine Operation durch einen Facharzt bzw. eine Fachärztin für Chirurgie notwendig sein. Dabei wird die krankhaft veränderte Schilddrüse oder ein Teil davon entfernt.
Ihre Apotheke ist wie immer ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um die richtige Einnahme der Medikamente oder mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln geht.
Die Schilddrüsenambulanz ist meist bei einer nuklearmedizinischen Abteilung angesiedelt und kann alle notwendigen Untersuchungen durchführen, um die genaue Ursache der Unterfunktion zu bestimmen. Dazu zählt neben der Ultraschalluntersuchung die so genannte Szintigrafie und falls notwendig die Gewebsentnahme. In vielen Fällen kann die Diagnose aber bereits im niedergelassenen Bereich gestellt werden.
Die Behandlung erfolgt, in dem man einmal Tag eine Tablette mit dem Wirkstoff Levothyroxin (auch: L-Thyroxin) einnimmt, die dem natürlichen Schilddrüsenhormon entspricht. Eigentlich eine sehr unkomplizierte Sache, manchmal müssen Arzt bzw. Ärztin und Patient:in allerdings ein bisschen herumprobieren, bis sie die richtige Dosis gefunden haben. Dazu wird etwa 6 Wochen nach Start der Behandlung nochmal eine Blutabnahme gemacht, um zu überprüfen, ob die Hormone im gesunden Bereich liegen. Bis sich das alles eingespielt hat, dauert es üblicherweise 2-3 Monate. Sie selbst merken möglicherweise auch, bei welcher Dosis Sie sich wohlfühlen.
Ich empfehle Ihnen jedenfalls, dass Sie Änderungen der Dosis unbedingt immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin abstimmen!
Wenn Sie schwanger sind und aufgrund einer Schilddrüsen-Unterfunktion Tabletten nehmen müssen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Es kann sein, dass Sie während der Schwangerschaft eine höhere Dosis benötigen. Sie sollten auch einmal im Trimester Ihre Schilddrüsen-Hormone überprüfen lassen.
Stimmt es, dass ein Selenmangel eine Unterfunktion der Schilddrüse auslösen kann?
Antwort Dr. Maté: Es gibt tatsächlich Hinweise aus Studien, dass ein Mangel an dem Spurenelement Selen eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, also die häufigste Ursache einer Unterfunktion zum Ausbruch bringen kann. Im Sinne der Vorbeugung ist daher eine ausreichende Zufuhr von Selen über die Nahrung empfehlenswert. Umgekehrt konnte allerdings nicht gezeigt werden, dass Patient:innen mit einer Schilddrüsen-Unterfunktion von einer Selenzufuhr profitieren. Also, Behandlung – eher nein, Vorbeugung durch gesunde Ernährung – eher ja.