Rückenschmerzen („Kreuzschmerzen“) sind ein sehr häufiges Gesundheitsproblem, das die meisten von uns irgendwann mal im Leben betrifft. Oftmals steckt keine ernsthafte Erkrankung hinter den Beschwerden, das macht sie aber nicht weniger unangenehm und belastend. Die gute Nachricht: Meist gehen akute Kreuzschmerzen ganz von allein wieder weg.
Wissenschaftlich geprüft von Dr. Christoph Dachs, Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM)
Als Kreuzschmerzen werden Schmerzen unterschiedlicher Stärke im unteren Teil der Wirbelsäule bezeichnet. Sie können zahlreiche Ursachen haben, wie degenerative oder entzündliche Prozesse, aber in über 85 Prozent der Fälle steckt keine spezielle Erkrankung hinter den Beschwerden. Man spricht dann auch von „unspezifischen“ Kreuzschmerzen.
Wenn Sie also mit Kreuzschmerzen zum Arzt bzw. zur Ärztin gehen, weil die Schmerzen zu stark sind, weil das Ganze zu lange dauert, oder weil Sie sich schlicht Sorgen machen, geht es für Sie und Ihre Ärztin oder Ihren Arzt um drei Dinge:
Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin als erste medizinische Anlaufstelle bei akuten Kreuzschmerzen kann in den meisten Fällen durch ein ausführliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung ohne große Hilfsmittel gut abschätzen, ob es Sinn macht Sie zu einer weiterführenden Untersuchung, wie einem Röntgen oder einem MRT (Magnetresonanztomographie) der Wirbelsäule zu schicken oder bestimmte Blutwerte zu bestimmen.
Häufig ist es tatsächlich nicht notwendig oder empfehlenswert, ein Röntgen, ein CT oder ein MRT zu machen. Studien haben gezeigt, dass die meisten Patienten davon gar nicht profitieren und sich zum Beispiel beim Röntgen unnötig einer Strahlenbelastung aussetzen würden. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihr Arzt oder Ihre Ärztin erstmal darauf verzichtet.
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird jedenfalls im Gespräch und bei der Untersuchung versuchen, ernsthaftere Erkrankungen oder Komplikationen, wie die folgenden auszuschließen:
Wie gesagt: Bei den allermeisten Patienten mit akuten Rückenschmerzen steckt keine derartige Ursache hinter den Beschwerden!
Diese Faktoren sind mit einem höheren Risiko für Rückenschmerzen verbunden. Manche können Sie beeinflussen, manche nicht:
Im Zentrum der Beschwerden stehen, wie schon der Name sagt, die Schmerzen im Bereich des unteren Rückens („Kreuz“). Daneben können aber noch weitere Symptome auftreten, die Hinweis auf eine Erkrankung geben können, die ärztlich abgeklärt und speziell behandelt werden sollten.
Gehen Sie auf jeden Fall zum Arzt, wenn:
Sie die Schmerzen schon länger als 6 Wochen haben
Sie Schmerzen haben, die in die Beine ausstrahlen
Ein Taubheitsgefühl und Kribbeln im Bereich der Beine und Füße besteht
Die Schmerzen beim ruhigen Liegen in Rückenlage nicht besser werden
Bei Ihnen in der Vergangenheit eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde
Lasse Sie die Beschwerden DRINGEND abklären, wenn
Sie das Gefühl haben, dass Ihre Bein- und Fußmuskulatur zunehmend schwächer wird
Sie im Zuge der Kreuzschmerzen plötzlich den Harn und/oder Stuhl nicht halten können
Die Schmerzen von Fieber begleitet sind
Die Schmerzen ganz plötzlich aufgetreten sind und sehr heftig sind
Wichtig ist, dass Sie trotz Kreuzschmerzen in Bewegung bleiben! Sie können Wärme zur Entspannung der Muskeln einsetzen, spezielle Übungen zur Stärkung Ihrer Rückenmuskulatur und Entspannungsübungen machen. Arbeiten Sie auch an Ihrer mentalen Einstellung zu den Schmerzen und lassen Sie sich dabei, falls nötig auch psychotherapeutisch unterstützen.
Der Hausarzt bzw. die Hausärztin ist Ihre erste Anlaufstelle bei Rückenschmerzen. Er oder sie stellt Ihnen Fragen zu Ihren Schmerzen, führt einfache Tests durch, kann weitere diagnostische Schritte empfehlen, Schmerzmittel verschreiben und Ihnen eine Verordnung zur Physiotherapie oder eine Überweisung zu einer Fachärztin bzw. zu einem Facharzt geben.
Das Gesundheitstelefon 1450 ist bei gesundheitlichen Fragen in der Nacht und am Wochenende erreichbar. Im Internet steht Ihnen zudem unter www.gesundheit.gv.at ein Gesundheitsportal mit einem umfassenden Informationsangebot zur Verfügung.
Wenn die Hausärztin bzw. der Hausarzt den Eindruck hat, dass Sie eine speziellere Abklärung oder Behandlung Ihrer Beschwerden benötigen, kann sie oder er Sie zu einem Facharzt bzw. einer Fachärztin überweisen. Je nach Art Ihrer Beschwerden kann das eine Orthopädin bzw. ein Orthopäde oder eine Neurologin bzw. ein Neurologe sein.
Der oder die Physiotherapeut:in kann durch verschiedene Techniken der manuellen, also mit den Händen durchgeführten Therapie Ihre Wirbelsäule mobilisieren und Ihre Muskulatur zur Entspannung anregen. Auch für Sie geeignete Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur kann Ihnen der oder die Physiotherapeut:in beibringen.
Der oder die Psychotherapeut:in kann Ihnen zum Beispiel mit der Methode der kognitiven Verhaltenstherapie in 4-8 Sitzungen Techniken beibringen, wie Sie besser mit Ihren Schmerzen umgehen können. Das hat sich vor allem bei Kreuzschmerzen, die über 4 Wochen hinausgehen bewährt.
Ihre Apotheke kann Sie bei der Einnahme der von der Ärztin bzw. vom Arzt verschriebenen Medikamente beraten. In der Apotheke können Sie auch Wärmepflaster zur Entspannung der Rückenmuskulatur kaufen.
Bestimmte Formen von Rückenschmerz, etwa ein schwerer Bandscheibenvorfall mit Beeinträchtigung der Muskelfunktion oder der Entleerung von Blase und/oder Darm können eine operative Behandlung im Spital erforderlich machen. Meist werden solche Eingriffe auf neurologischen oder orthopädischen Abteilungen durchgeführt.
Bei chronischen Rückenschmerzen kann der Aufenthalt in einer Reha-Einrichtung positive Effekte haben. Dabei werden Sie von einem multiprofessionellen Team von Ärzten bzw. Ärztinnen, Physiotherapeut:innen und Psycholog:innen betreut. Am besten füllen Sie den Antrag für die Kur oder Reha mit Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin aus.
Bei der therapeutischen Herangehensweise macht es einen Unterschied, ob die Beschwerden akut sind, also kürzer als 6 Wochen bestehen, oder Sie schon länger Kreuzschmerzen haben.
Wie werden akute Kreuzschmerzen (Dauer bis zu 6 Wochen) behandelt?
(Wenn Ihre Schmerzen länger als 6 Wochen bestehen, klicken Sie hier)
Abseits von Medikamenten können die folgenden Behandlungsformen zum Einsatz kommen – welche davon das jeweils sind, hängt auch von den Wünschen der Patient:innen und von der Verfügbarkeit ab:
Im ersten Behandlungsschritt kommen meist folgende Medikamente zum Einsatz:
Zusatzbehandlung, wenn mit dem ersten Behandlungsversuch keine ausreichende Besserung eintritt:
Zunächst eine kleine Begriffsklärung: Als „chronisch“ werden Kreuzschmerzen dann bezeichnet, wenn sie länger als 12 Wochen bestehen. Bei einer Schmerzdauer zwischen akut und chronisch, also länger als 6 aber kürzer als 12 Wochen, spricht man von „subakuten“ („sub“ ist lateinisch und bedeutet „unter“) Kreuzschmerzen. Im Folgenden geht es jedenfalls um Schmerzen, die länger als 6 Wochen bestehen, also um subakute oder chronische Kreuzschmerzen
Körperliches Training: Es gibt verschiedene Trainingsmethoden, die bei länger andauernden Kreuzschmerzen helfen können. Dazu zählt gezieltes Kraft-Aufbautraining mit Physiotherapeut:innen oder Sportwissenschaftler:innen, aber auch schonendes Ausdauertraining (Schwimmen, Nordic Walking, Crosstrainer, etc.)
Manuelle Behandlungen der Wirbelsäule und der angrenzenden Muskulatur: Physiotherapie, Massagetherapie und andere manuelle Methoden können den Schmerz reduzieren, die Mobilität verbessern und sie schließlich auch fit für das aktive Rückentraining machen.
Psychotherapie und Entspannungstraining: Methoden, wie kognitive Verhaltenstherapie, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen, wie MBSR (Mindfulness Based Stress Reduktion) oder Meditation können hilfreich sein.
Akupunktur: Diese Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), bei der feine Nadeln an bestimmten Energiepunkten platziert werden, kann unter Umständen den Schmerz reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.
Wie bei den akuten Kreuzschmerzen so sollten auch hier zuerst nicht-medikamentöse Behandlungsansätze zum Einsatz kommen. Wer aber trotz Physiotherapie, Rückentraining & Co immer noch Schmerzen hat, der kann in Abstimmung mit seinem Arzt bzw. seiner Ärztin natürlich zu Medikamenten greifen.
Bei nicht ausreichender Schmerzlinderung zusätzlich möglich: