In der Frühphase kann bei einem Teil der Patienten die „systemische Thrombolyse“, eine akute Blutverdünnung zur Wiederherstellung des Blutflusses, durchgeführt werden. Sind große Hirngefäße verschlossen, ist die bestmögliche Therapie eine rasche Entfernung des ursächlichen Blutgerinnsels mittels eines Katheters durch erfahrene interventionelle Neuroradiologen. Bei dieser „Thrombektomie“ kommen hochentwickelte, miniaturisierte Katheter-Vorrichtungen zum Absaugen oder Einfangen („Mikro-Stentretriever“) der Blutgerinnsel zum Einsatz, welche über eine Arterie in der Leiste oder am Arm minimal-invasiv in die Hirngefäße eingeführt werden. Bei etwa 40 Prozent der Patienten wird nach einer Thrombektomie-Behandlung eine entscheidende Verbesserung der neurologischen Behinderung erzielt. 25 Prozent benötigen dadurch keine Unterstützung im Alltag.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Stephan Meckel
Vorstand des Instituts für Neuroradiologie am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums
In welchen Zentren sollte die Behandlung von Schlaganfall-Patienten idealerweise erfolgen?
Die Mehrheit aller Schlaganfall-Patienten wird derzeit in einer sogenannten Stroke Unit, einer Spezialabteilung im Akutspital, behandelt. Die gute Nachricht: Bei früher Diagnosestellung kann medikametös und auch mit zerebraler Thrombektomie sehr oft ein verschlossenes Gehirngefäss innerhalb der ersten 24 Stunden nach Verschluss eröffnet werden. Dies führt dann zu einem besseren Behandlungsergebnis im Sinne von geringerer bleibender Behinderung und selteneren Todesfällen.
Prim. Univ.-Doz. Dr. Elisabeth Fertl
Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN)
Wie lässt sich das Risiko von Folgeschäden nach einem Schlaganfall reduzieren?
Rasche Alarmierung des Notrufs 144 und die Behandlung an einer Stroke Unit -spezielle Einrichtung für akute Schlaganfallpatienten - innerhalb der ersten vier bis fünf Stunden ist entscheidend, um Folgeschäden wie Sprachstörungen oder Lähmungen zu verhindern und möglichst viele Nervenzellen zu erhalten. Auch moderne Schlaganfalltherapie, wie die Thromboektomie (Wiedereröffnung eines Verschlusses der großen hirnversorgenden Arterien), kann eingesetzt werden. Ebenso wichtig ist die Durchführung geeigneter Rehabilitationsmaßnahmen, um verlorene Funktionen wieder zu erlernen und den Heilungsprozess optimal zu unterstützen
Prim. Assoc. Prof. PD Dr. Stefan Oberndorfer
Leiter der Klinischen Abteilung für Neurologie am Universitätsklinikum St. Pölten (NÖ)