Die Gürtelrose zeigt meist ein recht charakteristisches Bild und kann in der Regel gut vom Hausarzt bzw. der Hausärztin therapeutisch versorgt werden. Leider kann es nach einer Herpes-Zoster-Erkrankung manchmal zu länger anhaltenden quälenden Nervenschmerzen kommen. Eine rechtzeitige antivirale Behandlung kann das Risiko für solche Verläufe deutlich reduzieren - gehen Sie also möglichst frühzeitig zum Arzt, wenn bei Ihnen ein rötlicher Ausschlag mit schmerzenden Bläschen auftritt!
Wissenschaftlich geprüft von Dr. Benedikt Hofbaur, Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM)
Die Gürtelrose wird durch so genannte Varizella-Zoster-Viren verursacht. Das sind die gleichen Viren, die meist im Kindesalter die Windpocken auslösen. Nach so einer Windpocken-Infektion wird unser Körper die Viren nicht ganz los. Sie „schlafen“ quasi und können Jahre später wieder „aufwachen“ also aktiv werden und dann eine Gürtelrose auslösen.
Wer als Kind die Windpocken hatte und damit das Varizella-Zoster-Virus in seinem Körper trägt, kann an der Gürtelrose erkranken, wenn sein Immunsystem vorübergehend oder längerfristig geschwächt ist. Gründe dafür können sein:
Häufigere Ursachen
Seltenere Ursachen
In gewisser Hinsicht, ja. Die Viren können, bei Kontakt mit dem Inhalt der Bläschen, direkt oder über Gegenstände übertragen werden. Allerdings bekommt man davon nicht die Gürtelrose, sondern die Windpocken und das auch nur dann, wenn man nie die Windpocken hatte und auch keine Impfung hatte.
Wenn die Varizella-Zoster-Viren wieder aktiv werden, wandern sie meist über einen Rückenmarks-Nerv in das von ihm versorgte Hausgebiet. Es ist daher häufig ein bandartiges Gebiet auf einer Körperseite betroffen, oftmals am Rücken oder Brustkorb.
Beginn:
Innerhalb von 1-2 Tagen:
Innerhalb von 3-4 Tagen:
Welche Komplikationen können bei der Gürtelrose (Herpes zoster) auftreten?
In etwa 10-15 Prozent der Fälle kann der Schmerz und das Missempfinden weiterbestehen, nachdem der Ausschlag bereits wieder weggegangen ist. Man spricht dann von der postherpetischen Neuralgie (post = nach, Neuralgie = Nervenschmerz). Dieser Schmerz kann Monate bis Jahre bestehen und kann zu Schlafstörungen und erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität führen.
Die betroffene Hautstelle kann bakteriell infiziert werden
Bei einer Gürtelrose im Bereich von Kopf zw. Gesicht kann es zu Schädigungen von Auge und Ohr kommen.
Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin ist die erste Anlaufstelle, wenn bei Ihnen ein Ausschlag aufgetreten ist, der Beschwerden verursacht oder Sie beunruhigt. Wenn er/sie einen Herpes zoster feststellt, kann er/sie bzw. sie Tabletten gegen das Virus sowie Schmerzmittel und spezielle Cremen gegen den Juckreiz und das Missempfinden verschreiben.
Wenn der Hausarzt bzw. die Hausärztin sich hinsichtlich der Diagnose nicht sicher ist, kann er oder sie Sie an einen Facharzt bzw. eine Fachärztin für Dermatologie überweisen. Diese/r kann mit seiner/ihrer Expertise bei unklarer Diagnose für Klarheit sorgen und in schwierigen Fällen die richtigen therapeutischen Maßnahmen ergreifen.
Wenn die Gürtelrose den Augenbereich betrifft oder wenn es zu einer halbseitigen Gesichtslähmung, Ohrenschmerzen und Herpes-zoster-Bläschen im Gehörgang kommt, wird Sie Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin zu einem Facharzt bzw. einer Fachärztin für Augenheilkunde beziehungsweise Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde schicken und gegebenenfalls zusätzlich eine:n Neurolog:in einbinden.
Ihre Apotheke kann Sie so wie Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin bei Fragen zur richtigen Einnahme der Zoster-Medikamente und möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln beraten. Falls vom Arzt verordnet, kann Ihnen Ihre Apotheke auch eine Creme zur Linderung des Juckreizes selbst herstellen.
In bestimmten Fällen wird Sie die niedergelassene Ärztin bzw. der niedergelassene Arzt an eine dermatologische Spitalsabteilung zu einer intravenösen antiviralen Therapie überweisen, um Komplikationen, wie Augen oder Ohrenschädigungen zu verhindern.
Bei der Behandlung der Gürtelrose geht es um
Eine Reduktion von Juckreiz und Missempfinden
Eine ursächlich wirkende antivirale Behandlung
Schmerzlinderung
Hier kommen meist die „klassischen“ Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol zum Einsatz. Ibuprofen kann unter Umständen den Magen angreifen–sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.
Bei sehr heftigen Schmerzen kann Ihr Arzt Ihnen eventuell auch stärkere Schmerzmittel verschreiben. Hier müssen immer die Vor- und Nachteile individuell abgewogen werden.
Linderung des Juckreizes
Zu diesem Zweck können Lotionen mit Gerbstoffen eingesetzt werden. Mixturen mit Zink werden nicht mehr empfohlen. Sie reduzieren zwar den Juckreiz, fördern aber eine bakterielle Infektion der Bläschen.
Behandlung der Virusinfektion
Die Gürtelrose gehört glücklicherweise zu jenen viralen Infektionskrankheiten, die auch direkt also ursächlich behandelt werden können. Ziel der Behandlung sind:
Unklar ist derzeit noch, ob mit der antiviralen Therapie auch das Risiko für die länger andauernden Nervenschmerzen („postherpetische Neuralgie) gesenkt werden kann.
Infos zur antiviralen Behandlung
Die Impfung gegen Herpes zoster wird im Österreichischen Impfplan ab dem 50. Lebensjahr empfohlen, das deutsche Robert Koch Institut empfiehlt sie standardmäßig ab dem 60. Lebensjahr und bei erhöhtem Risiko für Herpes zoster, wie zum Beispiel einer chronischen Erkrankung ab dem 50. Lebensjahr.
Auch bei bereits durchgemachter Gürtelroseerkrankung ist die Impfung möglich und sinnvoll.
Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin!
Die Kosten für die Impfung müssen von der geimpften Person selbst getragen werden.
Durch die Impfung wird das Risiko, eine Gürtelrose zu bekommen reduziert. Sollten Sie dennoch erkranken, ist das Risiko für einen schweren Verlauf geringer. Auch das Auftreten längerfristiger Nervenschmerzen (Post-Zoster-Neuralgie) ist durch die Impfung verringert.
Derzeit sind in Österreich zwei Impfstoffe zugelassen, wobei der Totimpfstopp Shingrix empfohlen wird. Der zweite Impfstoff ist ein Lebendimpfstoff–er wird aufgrund der eingeschränkten Wirksamkeit nicht als Standardimpfung empfohlen.
Die Impfung wird intramuskulär, meist in den Schultermuskel verabreicht.
Die Impfserie für den Herpes-zoster-Totimpfstoff besteht aus zwei Dosen, die im Abstand von 2 bis maximal 6 Monaten verabreicht werden
Aufgrund der Studiendaten kann man sagen, dass die Impfung mit dem Herpes-zoster-Impfstoff sicher ist. In den Zulassungsstudien gab es keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen, wie Autoimmunerkrankungen. Das Robert Koch Institut weist aber darauf hin, dass der Impfstoff bei etwa jeder 10. Person Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Einstichstelle sowie Krankheitsgefühl mit Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen und allgemeiner Müdigkeit auslösen kann. Das ist einfach ein Zeichen, dass der Körper auf die Impfung reagiert und muss Sie nicht weiter beunruhigen. Nach 1 bis 2 Tagen sollten die Beschwerden jedenfalls abgeklungen sein.