Sie sind zurecht unbeliebt: Zecken – fast jeder zweite Blutsauger ist mit Krankheitserregern infiziert. Borreliose ist die häufigste Krankheit, die durch Zecken auf den Menschen übertragen wird. Bei einer Infektion entsteht meist ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich (umgangssprachlich: „Zeckenbiss“) eine Rötung an der Einstichstelle. Sie sollten in diesem Fall unbedingt ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen.
Borreliose ist eine Krankheit, die durch Zecken übertragen wird. Sie wird auch Lyme-Borreliose genannt. Verursacht wird die Infektion durch das Bakterium Borrelia burgdorferi, das überall in Österreich durch Zecken übertragen werden kann. Von Mensch zu Mensch ist die Erkrankung nicht übertragbar. Borreliose kann unterschiedlich schwer verlaufen und nahezu jedes Organ im menschlichen Körper schädigen – meist ist zunächst die Haut betroffen, in den späteren Stadien häufig das Nervensystem.
Borrelien gelangen erst nach 12 bis 24 Stunden vom Darm der Zecke in den Blutkreislauf der gestochenen Person. Durch frühzeitige Entfernung des Blutsaugers lässt sich das Infektionsrisiko verringern.Es ist daher ganz wichtig, nach jedem Spaziergang im Grünen
- insbesondere wenn dieser durch hohe Wiesen oder den Wald führte – den Körper nach Zecken abzusuchen.
Nicht jeder Stich einer befallenen Zecke führt automatisch auch zur Ansteckung. Nach einem Zeckenstich ist in 1 bis 2 Prozent der Fälle mit einer Borreliose zu rechnen – das heißt, im Durchschnitt geht jeder 100. Zeckenstich mit einer Borreliose einher.Besonders gefährdet sind naturgemäß Personen, die häufig von Zecken gestochen werden.
Die Diagnose der Borreliose gestaltet sich manchmal schwierig – besonders dann, wenn der Zeckenstich nicht sichtbar oder erinnerlich ist.
Im Stadium 1 wird Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin die Diagnose ausschließlich aufgrund des Gesprächs mit ihnen (gab es einen Zeckenstich?) und der typischen Hautrötung stellen. Ein Antikörpernachweis im Blut macht in dieser Phase keinen Sinn, weil in etwa der Hälfte der Fälle keine Antikörper festgestellt werden können.
In den späteren Stadien erfolgt die Diagnose auf Basis des ärztlichen Gesprächs, der körperlichen Untersuchung sowie einer Bestimmung von Antikörpern im Blut.
Man unterscheidet drei verschiedene Stadien, in denen unterschiedliche Beschwerden auftreten:
Stadium 1: Die Wanderröte (Erythema migrans)
Dieser typische Hautausschlag tritt bei etwa 75% der infizierten Patient:innen auf. Er erscheint etwa ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich, kann aber auch bereits nach drei Tagen oder erst nach einem Monat auftreten.
Wie sieht ein Erythema migrans aus?
In etwa 7 von 10 Fällen sieht es ganz typisch aus: Ein sich von der zentralen Stichstelle ausbreitender hellroter runder Fleck, der in der Mitte wieder verblasst, wodurch das Ganze dann wie ein roter Ring aussehen kann. In etwa 3 von 10 Fällen gibt es allerdings keine solche zentrale Abblassung und der Ausschlag ist einfach ein hellroter Fleck mit der Stichstelle im Zentrum.
Weitere mögliche Symptome in dieser ersten Phase sind:
Stadium 2: Frühe Neuroborreliose
Wenn die Erkrankung im Stadium 1 nicht mit Antibiotika behandelt wurde, kann es nach Wochen bis Monaten zur Ausbreitung des Bakteriums im Körper kommen. Dabei wird vor allem Nervengewebe (deshalb „Neuroborreliose) befallen. Dies kann zu folgenden Beschwerden führen:
In etwa vier Prozent der Fälle kann es auch zur Entzündung des Herzmuskels kommen. Diese verläuft oft ohne Beschwerden, kann sich aber auch mit vermehrter Atemnot bei Belastung und Druck im Brustbereich bemerkbar machen.
Stadium 3: später Befall von Geweben und Organen
Nach Monaten bis Jahren kann eine unbehandelte Borreliose neuerlich zu Beschwerden im Bereich der Gelenke (mit Gelenksentzündung = Arthritis), der Haut, des Nervensystems („späte Neuroborreliose“) sowie der Augen führen.
Sollte es tatsächlich zu einer Infektion gekommen sein, so ist rasches Handeln angesagt – auch dann, wenn keine Allgemeinsymptome wie Fieber auftreten. Es gilt zu vermeiden, dass sich die Borrelien im Körper ausbreiten. Tritt eine Wanderröte auf, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden – unabhängig davon, ob man sich an den Zeckenstich erinnern kann, oder nicht. Aber auch unklare Hautrötungen sollten ehestmöglich ärztlich abgeklärt werden.
Meist sprechen die Patient:innen gut auf die antibiotische Behandlung an und es kommt zur völligen Beschwerdefreiheit.
Wenn Sie einen roten Ausschlag bemerken, der von einem Zeckenstich ausgehend größer wird, sollten Sie zu Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin gehen. Diese:r kann meist aufgrund des typischen Bildes die Diagnose stellen und Ihnen gut wirksame Antibiotika gegen den bakteriellen Erreger der Borreliose verschreiben.
Nicht immer geben die Hautveränderungen bei Borreliose ein eindeutiges Bild. In diesen Fällen kann Sie Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin zu einem Dermatologen bzw. einer Dermatologin überweisen, um die Diagnose abzusichern. Ist auch das Nervensystem von der Borreliose betroffen, arbeitet der Dermatologe eng mit dem Neurologen zusammen.
Sowohl in der Frühphase einer Borreliose als auch in einer späteren Phase kann das Nervensystem betroffen sein. Für die genaue Diagnose einer solchen Neuroborreliose ist klarerweise der Facharzt bzw. die Fachärztin für Neurologie zuständig. Diese/r wird eng mit dem behandelnden Dermatologen bzw. der behandelnden Dermatologin und mit dem Hausarzt oder der Hausärztin zusammenarbeiten.
Ihre Apotheke ist so wie Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin eine wichtige Ansprechpartnerin, wenn es um die richtige Einnahme der Medikamente oder mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln geht.
Wenn auch das Nervensystem betroffen ist oder wenn im Spätstadium eine Behandlung mit Tabletten nicht erfolgreich ist, kann eine Verabreichung der Antibiotika über die Vene notwendig sein. In diesen Fällen ist ein stationärer Aufenthalt auf einer dermatologischen oder neurologischen Abteilung erforderlich.
In Europa steht bisher keine Schutzimpfung gegen Borreliose zur Verfügung. Eine Impfung gegen die Virusinfektion FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), die ebenfalls durch Zecken übertragen wird, schützt nicht vor Borreliose. Die Vermeidung von Zeckenstichen ist die derzeit einzige Möglichkeit, eine Borreliose sicher zu verhindern.
Lange Kleidung: Das Tragen geschlossener Kleidung bietet zumindest einen gewissen Schutz. Zecken stechen nicht durch die Kleidung hindurch. Das Tragen langer Hosen, langer Ärmel und fester Schuhe erschwert es der Zecke, eine geeignete Hautstelle für ihre Blutmahlzeit zu finden.
Hell statt dunkel: Auf heller Kleidung lassen sich die dunklen Zecken leichter erkennen und entfernen.
Zeckenschutzmittel verwenden: Das Auftragen von Zeckenschutzmittel wie Lotionen oder Sprays (Repellent) auf Haut und Kleidung bietet einen zeitlich begrenzten Schutz gegen Zecken. Nach Packungsanleitung müssen die Mittel in bestimmten Zeitabständen wiederholt aufgetragen werden.
Auf „Mini-Punkte“ achten: Eine ausgewachsene Zecke aus der Gattung Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus), ist im nüchternen Zustand gerade einmal 2-4 Millimeter groß. Nymphen und Larven, also die Zeckenstadien vor der ausgewachsenen Zecke, kommen sogar nur auf ca. 1,5 Millimeter bzw. unter einem Millimeter. Weil sie so winzig klein sind, werden sie meistens übersehen – das macht die Nymphen auch so gefährlich. Je nach Studie sollen sie für bis zu 80 % aller Borreliose-Infektionen verantwortlich sein. Wichtig ist es daher, nach Aufenthalten im Freien nach kleinen schwarzen „Punkten“ Ausschau zu halten – es könnten Zecken-Nymphen sein.
Gründlich absuchen: Zecken bevorzugen Körperregionen wie Kniekehle, Achsel, Genitalbereich, Rücken, Nacken und Ohren. Bei der Untersuchung des Körpers sollte daher auf schwer einsehbare Areale geachtet werden.
Haustiere als „Transportmittel“: Zu beachten ist, dass Zecken leicht von Katzen und Hunden auf den Menschen übergehen. Geeignete Zeckenschutzhalsbänder, Sprays etc. für Tiere sind im Fachhandel erhältlich.
Wer eine Zecke an sich entdeckt hat, zieht diese am besten vorsichtig mit einer Pinzette oder Zeckenkarte geradeheraus, bis die Zecke loslässt. Achten Sie darauf, dass Sie auch den Kopf der Zecke entfernen. Von Drehbewegungen oder der Verwendung von Öl oder Klebstoff ist dringend abzuraten. Bleiben Teile der Zecke in der Haut zurück, sollte diese von einem Arzt entfernt werden.