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Dampfen statt Rauchen?

27.05.2024

Kaum eine Veränderung scheint schwerer umsetzbar zu sein, als mit dem Rauchen aufzuhören. Sind elektronische Zigaretten eine Alternative zur Rauchentwöhnung?

Die schädlichen Fakten des Rauchens sind allgemein bekannt: Es ist ungesund, teuer, verfärbt die Zähne und führt zu schlechtem Atem. Eine einzige Zigarette ist ein wahrer Gift-Cocktail. Der Tabakrauch enthält 4500 Chemikalien, 250 Inhaltsstoffe sind toxisch und um die hundert davon krebserregend. Dazu zählen Blei, Arsen, Formaldehyd oder Benzol. 

Sie können unser Erbgut schädigen und sind häufig die Ursache für Tumore oder Lungenkrebs. Jede Zigarette enthält außerdem hochgiftige Blausäure und Ammoniak. Die harmloseren Folgen davon können Schwindel, Kopfschmerzen oder Erbrechen sein. Die Substanz, die süchtig macht: Nikotin hat einen entspannenden und zugleich anregenden Effekt, macht abhängig und steht im Verdacht Gefäßwände zu schädigen. 

Es gelangt über die Lunge in die Blutbahn und wird innerhalb von Sekunden zum Gehirn transportiert. Dort wird die Ausschüttung von Dopamin und Noradrenalin angeregt – diese Glückshormone signalisieren dem Körper Lust. Ein Entspannungszustand stellt sich ein. Das Gehirn lernt schnell, dass diese Droge relevant für das Wohlbefinden ist. 

Ist dampfen gesünder als qualmen?
Therapien, Hypnose, Nikotinkaugummis oder -pflaster versprechen einen Ausstieg – doch nur die wenigsten schaffen tatsächlich eine Entwöhnung. Wer es mit diesen Methoden nicht schafft, endgültig von der Verbrennungszigarette loszukommen, greift gerne zu E-Zigaretten. Sie gelten bei vielen Rauchern als harmlose Alternative. Mit ihren fruchtigen Aromen stehen sie vor allem bei der Jugend hoch im Kurs. 

Die farbenfrohe Gestaltung dieser „Vapes“ und ihre reizvollen Geschmäcker wie Erdbeere, Kiwi oder Melone machen sie schon für Kinder interessant. Obwohl sie als gesund vermarktet werden, ist der Nutzen im Sinne einer nachhaltigen Raucherentwöhnung unter Experten umstritten. Bei E-Zigaretten werden flüssige Mischungen, sogenannte Liquids, mithilfe einer Heizspirale verdampft. Die Anzahl der Modelle ist groß: So gibt es sie mit gefüllten Flüssigkeitstanks, die nach Gebrauch ausgetauscht werden. Oder mit fest eingebauten Tanks zum selbst Befüllen. 

Etwas anders funktionieren Tabakerhitzer: Sie bestehen aus einer Hülle mit Akku, in die ein Tabakstift (Stick) eingeführt wird. Der Tabak wird mithilfe des Akkus auf 250 bis 350 Grad erhitzt und bildet dann ein Aerosol – einen feinen Nebel, der eingeatmet wird. Der Tabak wird also nicht verbrannt, sondern erhitzt. Die Gefahr dabei: es entstehen ähnliche gesundheitsschädliche Substanzen wie beim Rauchen einer klassischen Zigarette. 

Auch wenn die Inhalation von E-Zigaretten-Dampf nach heutigem toxikologischem Wissensstand möglicherweise harmloser als die Inhalation konventionellen Zigarettenrauchs ist, sind Langzeiteffekte zu wenig bekannt, um hier aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht Entwarnung geben zu dürfen.

Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour

Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie, Floridsdorf

Selbst wenn das Krebsrisiko bei elektrischen geringer ist als bei herkömmlichen Zigaretten, entstehen beim Verdampfen der Liquids in den Einweg-Zigaretten krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und Acetaldehyd.

Denn der Dampfer atmet (auch bei nikotinfreien Liquids) nicht nur Wasserdampf ein, sondern ein toxisches Aerosol.

Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour

Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie, Floridsdorf

Man lebt mit Vapes also nicht zwangsläufig gesünder: 

Während die Inhaltsstoffe bei herkömmlichen Zigaretten streng geregelt sind, ist das bei E-Zigaretten nicht der Fall. Über 200 unterschiedliche chemische Substanzen können in den E-Liquids nachgewiesen werden. Als Lösungsmittel wird beispielsweise meist Propylenglykol verwendet, das ein Reizstoff und Kontaktallergen ist und aus dem sich, durch den Heizdraht, Propylenoxid entwickelt, das im Verdacht steht, krebsfördernd zu sein. Auch andere Substanzen, wie Ethylenglykol, dessen Reaktionsprodukte nieren- und neurotoxisch sind und Pulegon, ein Grund- und Ausgangsstoff für Kosmetika und Parfumöle, kommen in E-Zigaretten vor

Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour

Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie, Floridsdorf

Dampfen ist übrigens auch ein Garant für vorzeitige Hautalterung: Ist in den Vapes Nikotin enthalten, sind die schädlichen Einflüsse auf die Haut genauso stark wie bei Zigaretten. Unter Nikotineinfluss wird Kollagen und Elastin abgebaut und der Haut Feuchtigkeit entzogen. Durch die verringerte Durchblutung der Kapillaren enthält die Haut weniger Nährstoffe. Der Konsum dieser Chemiebomben wird auch mit chronischen Hauterkrankungen wie Akne, Schuppenflechte, Melanomen und Zungenkrebs in Verbindung gebracht. 

Dr. Valipour sieht auch eine gestiegene Anzahl von Lungenentzündungen durch den Gebrauch von E-Zigaretten.

Konkret führt das Einatmen der Dämpfe zu einer Beeinträchtigung der Flimmerhärchen, die normalerweise die Lunge vor Schadstoffen schützen. Darüber hinaus führt die wiederholte Verwendung zu einer Besiedlung der Atemwege mit Bakterien.

Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour

Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie, Floridsdorf

Für den Lungenfacharzt ist der Gebrauch von E-Zigaretten ein Dorn im Auge, denn es gäbe deutliche Hinweise darauf, dass das Dampfen von Vapes bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Risiko erhöht, zur konventionellen Kippe zu greifen. 

Ein kalter Entzug als sichere Raucherentwöhnung
Eine Studie der School of Public Health and Human Longevity Science an der University of California ergab, dass der Einsatz von E-Zigaretten die Rückfallquote um 8,5 Prozent erhöhte. Menschen, die sich für einen kalten Entzug entschieden, sind allerdings langfristiger rauchfrei geblieben. 

Fazit: Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie empfiehlt daher dringend, gar nicht mit dem Gebrauch von E-Zigaretten zu beginnen, da man davon ausgehen muss, dass weder Rauch noch Dampf für die Atemwege und die Lunge gesund sind.

Tipps, um sich das Rauchen abzugewöhnen:
Keine Angst vor dem Entzug 
Viele Raucher befürchten, beim Entzug unter Kopfschmerzen, schlechte Laune oder Hungerattacken zu leiden. Doch starke Entzugserscheinungen gehen oftmals mit einer Unfreiwilligkeit einher. Extreme Gereiztheit und Nervosität rühren eher von einem falschen Mind-set. Hört man aus tiefer Überzeugung mit dem Rauchen auf, sind die körperlichen Entzugserscheinungen halb so stark. 

Positive Motivationsgründe 
Ich höre zu rauchen auf, weil ich gesund und fit sein will, gut riechen oder schöne Zähne haben möchte. Ihre persönlichen Gründe sollten Sie sich immer wieder hernehmen und als reine Selbstfürsorge betrachten. 

Ein klarer Beschluss
Treffen Sie bewusst eine Entscheidung, mit dem Rauchen aufzuhören! 

Legen Sie ein Datum 
fest Sie sollten an diesem Tag körperlich und seelisch fit sein und extremen Stress aber auch große Langeweile vermeiden. Lassen Sie sich von Ihrer Familie oder Ihrem Freundeskreis dabei unterstützen. Auch ein aktiver Ausflug in die Natur bringt Sie in die richtige Stimmung

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Informationen zum Inhalt
Aktualität
27. Mai 2024
Aktualisiert
27. Mai 2024
Erstellungsdatum
22. März 2024
Stand der medizinischen Information
Redaktion
KroneMED Redaktion
(Bild: KMM)