Warum wir in stressigen Zeiten oder genau im Urlaub krank werden und was Sie tun sollten, damit heuer alles anders wird.
Es könnte so schön sein: Da hat man endlich frei, könnte die Winterzeit genießen, durch den Schnee stapfen, die Familie bekochen oder Punsch trinken und dann das – pünktlich zu Beginn des lang ersehnten Urlaubs kündigt sich Halsweh an oder es plagen einen Schnupfen oder Fieber. Es ist, als hätte der Körper ein unheimliches Gespür für den perfekten Zeitpunkt, um krank zu werden. Ist das nur ärgerlicher Zufall oder steckt mehr dahinter?
Entspannt, dann krank
Gar nicht wenige Menschen müssen solche Erfahrungen machen und das Phänomen der sogenannten „Leisure Sickness“ (Freizeitkrankheit) „ausbaden“: Statt ausgeschlafen ins Wochenende oder in den Urlaub zu starten, tritt ein grippaler Infekt, Kopfweh oder Durchfall auf. Manche wollen sich gar nicht aus dem Bett bewegen. Obwohl sie die freien (Feier)tage bereits lange herbeigesehnt haben, können sie diese gar nicht genießen, fühlen sich verstimmt und bedrückt.
Überforderung fordert ihren Tribut
Denkt der Betroffene genau darüber nach, wird er zugeben müssen, dass er bereits im Vorfeld eine hohe Stressbelastung hatte und sich zwischendurch nicht ausreichend ausruhen konnte. Nicht selten wird der letzte Tag vor den Ferien noch ausgiebig genutzt, um zu arbeiten, Dinge zu besorgen oder sich in anderer Weise abzuhetzen. Und das kennt eigentlich jeder – gerade, wenn es um die Weihnachtsfeiertage oder den Sommerurlaub geht.
Entspannt, dann krank
Traurig, aber wahr: An der „Leisure Sickness“ sind wir eigentlich selbst schuld. Unter Druck produziert der Organismus eine Fülle von Stresshormonen wie Cortisol. Leider kann dieser ständig erhöhte Zustand der Alarmbereitschaft das Immunsystem schwächen, was uns anfälliger für Krankheiten macht. Außerdem mobilisiert Dauerstress die letzten Ressourcen, die der Körper noch hat, um gesund zu bleiben.
Wenn wir dann endlich Zeit zum Entspannen haben, fehlen diese dann für die Erholung. Gleichzeitig vermag sogar der Rückgang der Stresshormone (wenn ihr Pegel länger überdurchschnittlich hoch war) zu einer vorübergehenden Schwächung der Immunabwehr führen und uns anfällig für Viren sowie Infektionen machen. Gefährdet sind hier vor allem Workaholics, Menschen, die nicht „Nein“ sagen können, sich für alles verantwortlich fühlen und sehr hohe Ansprüche an sich selbst stellen.
Auszeit mit Folgen
Oben genannte lästige „Poststress-Symptome“ zeigen sich dann ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt, an dem wir uns entspannen. Ein geschwächter Körper nimmt nämlich jetzt gleichsam die Gelegenheit wahr, loszulassen und die Abwehr damit zu vernachlässigen. Man darf auch nicht vergessen: Ein abrupter Wechsel vom stressigen Alltag zu entspannten Freizeitaktivitäten stellt den Körper wiederum vor Herausforderungen.
Sich an die neuen Bedingungen (geringere Ausschüttung der Stresshormone) anzupassen, kann anfälliger für Infektionen machen. (siehe Kasten.) Weiteres Problem für die Abwehr: Stressige Zeiten bringen etliche Menschen um eine angenehme Nachtruhe, was das Immunsystem zusätzlich schwächt. Im Urlaub versuchen diese dann oft, den Schlafmangel auszugleichen – meist mit wenig Erfolg. Dieser selbst auferlegte Druck kann den Organismus eher noch zusätzlich belasten.
Wie kommt man „runter“?
Sich nur im Urlaub entspannen zu wollen, ist grundsätzlich keine gute Idee. Vielmehr sollten Phasen der Erholung auch im Alltag immer wieder eingeplant werden. Gerade jetzt in der Winterzeit! Immer wichtig und richtig im Kampf gegen den Stress ist körperliche Bewegung. Vor allem durch Ausdauersportarten wie Walking, Radfahren oder Schwimmen gelangt vermehrt Sauerstoff in die Zellen.
Und auch in der kalten Jahreszeit sollte man die Sportschuhe nicht im Schrank lassen! Während Blutzucker, Blutfette und eben auch der Stresshormonspiegel sinken, steigt mit Bewegung nämlich die Produktion von Glückshormonen. Diese machen uns unter anderem deshalb so froh, weil sie Stresshormone neutralisieren.
Zwischendurch „abtauchen“
Wenn es gerade ganz besonders stressig ist, sollte man sich bewusst zwei Minuten Zeit nehmen, um zu entspannen. Schließen Sie die Augen und denken Sie an etwas Schönes, den letzten Urlaub oder den glitzernden Weihnachtsbaum am Heiligen Abend. Atmen Sie tief in den Bauch hinein und zählen Sie dabei bis fünf. Dann die Luft kurz anhalten und langsam ausatmend wieder bis fünf zählen. Ein paar Mal wiederholen.
Planung ist alles
Um die freien Tage möglichst ohne Gedanken an liegengebliebene Arbeit zu beginnen, kann es hilfreich sein, den Urlaub bzw. die Feiertage gut zu planen. Manchen hilft es, entspannt zu starten, wenn sie nicht sofort nach der letzten Arbeitsstunde ins Auto Richtung Skiurlaub steigen, sondern sich besser noch in Ruhe einen Tag zu Hause zum Packen etc. gönnen. Arbeitstechnisch ist es ratsam, möglichst früh aktuelle Projekte an Kollegen zu übergeben und die Vertretung durch To-do-Listen gut vorzubereiten.
Wie sich eine Erkältung entwickelt
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es im oder auch vor dem Urlaub zu einer Verkühlung kommen. Diese läuft meist in folgendem Schema ab:
Ansteckung:Die Erkältungsviren werden in der Regel durch Tröpfcheninfektion übertragen, wenn ein Kranker hustet, niest oder spricht. Auch auf Oberflächen lauern diese eine Zeit lang. Man kann sich anstecken, wenn man diese berührt und sich danach ins Gesicht, insbesondere Augen, Nase oder Mund, greift.
Eintritt in den Körper:
Die Viren dringen in die Schleimhäute der Atemwege ein, meist in Nase und Rachen. Dort beginnen sie sich zu vermehren. Nach der Ansteckung kann es einige Tage dauern, bis die ersten Symptome auftreten. Während dieser Inkubationszeit vermehren sich die Viren im Körper.
Symptome:Typische Erkältungssymptome sind eine laufende oder verstopfte Nase, Halsschmerzen, Husten, Niesen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und gelegentlich leichtes Fieber. Diese Anzeichen erreichen nach einigen Tagen ihren Höhepunkt. Sie fühlen sich krank.
Besserung:Nun nehmen die Symptome allmählich ab, da das Immunsystem die Viren bekämpft und die Infektion abklingt. Normalerweise dauert es insgesamt etwa eine Woche, bis Sie sich von einer Erkältung erholt haben. Bei einigen Menschen können die Symptome jedoch länger anhalten.
Gönnen Sie sich Ruhe!
Egal, ob zu Hause oder im Hotelzimmer. Nun heißt es, dem Körper die Ruhe zukommen zu lassen, die er einfordert. Auch wenn es ärgerlich ist. Jetzt müssen Sie sich auskurieren! Liegen bleiben, Tee trinken, Symptome bekämpfen. Rasch kommt es dann normalerweise zu einer Besserung. Mit ein wenig Glück lassen sich dann noch ein paar freie Tage genießen.