Halsweh ist ein häufiges Symptom einer „klassischen“ Erkältung, kann aber auch im Rahmen einer reinen Entzündung von Rachen bzw. Gaumenmandeln auftreten. Meist stecken dann so wie bei der Erkältung Viren dahinter, manchmal aber auch Bakterien. Als Hausarzt ist es meine Aufgabe, Sie hinsichtlich der Therapie zu beraten und auf mögliche Komplikationen zu achten.
Wissenschaftlich geprüft von Dr. Susanne Rabady, Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM)
Ursache von Halsschmerzen aufgrund einer Entzündung im Rachenbereich ist häufig ein viraler und deutlich seltener ein bakterieller Infekt. Dies betrifft auch die akute Angina tonsillaris (auch: akute Tonsillitis), also die Entzündung der Gaumenmandeln. Die Gaumenmandeln liegen jeweils seitlich am Übergang der Mundhöhle zum Rachen. Häufig sind Rachen und Mandeln gleichzeitig entzündet.
Hier eine kleine Begriffsklärung, die Sie gerne überlesen können, wenn Sie es nicht so genau wissen möchten:
Falls Bakterien hinter der Entzündung stecken, so sind das meist so genannte „Beta-hämolysierende Streptokokken“, aber meist ist ein Infekt mit „normalen“ Erkältungsviren die Ursache. Auch ein Infekt mit dem Covid-19-Virus kann Halsschmerzen auslösen.
Halsweh plus
Halsweh plus
In der Hausarztpraxis ist die Unterscheidung nicht immer eindeutig möglich:
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird sich in der Praxis also an Ihrem Beschwerdebild orientieren, das meist sehr gute Hinweise gibt.
Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass eine Entzündung von Gaumenmandel und Rachen in den allermeisten Fällen von selbst abheilt. Nach 3 Tagen sind 30-40 Prozent der Betroffenen auch unbehandelt schmerzfrei, nach einer Woche haben bereits 80-90 Prozent keinerlei Beschwerden mehr.
Schmerztabletten
Gegen Beschwerden, wie Halsschmerzen, Fieber und Kopfweh kann Ihnen Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin Mittel verschreiben, wie sie auch bei einer Erkältungskrankheit eingesetzt werden, also zum Beispiel Ibuprofen oder Paracetamol.
Lutschtabletten/Sprays
Tabletten oder Pastillen zum Lutschen können unabhängig von den Inhaltsstoffen die Speichelproduktion anregen, was zur Schmerzlinderung beitragen kann. Eventuell enthaltenes Menthol kann diesen Effekt durch eine kühlende Wirkung unterstützen. Auch Lutschtabletten mit örtlich betäubenden („Lokalanästhetika“) oder antientzündlichen „“Nicht-steroidale Antirheumatika = NSAR“) Wirkstoffen können laut einer Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin mit dem Ziel der Schmerzlinderung empfohlen werden. Salbeisprays können einer Studie zufolge zu einer leichten Besserung der Beschwerden führen
In etwa 9 von 10 Fällen steckt hinter der akuten Mandelentzündung eine Infektion mit Erkältungsviren. In diesen Fällen haben Antibiotika keinen Nutzen, können Ihnen aber unter Umständen schaden.
Wenn Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin aber eine bakterielle Ursache der Halsschmerzen vermutet oder eine solche mittels Rachenabstrich festgestellt wurde, kann er oder Sie Ihnen ein Antibiotikum verschreiben.
Grundsätzlich sollten in diesem Zusammenhang die folgenden Aspekte beachtet werden:
Seit einigen Jahrzehnten, erfolgt eine Entfernung der Gaumenmandeln deutlich seltener als früher.
Ob in einem bestimmten Fall eine Operation in Frage kommt bzw. ratsam ist, wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin individuell mit Ihnen besprechen. Ganz allgemein spielt dabei die Anzahl der Krankheitsepisoden eine wichtige Rolle.
Zahl der Episoden in den letzten 12 Monaten:
Durch körperliche Schonung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Verzicht bzw. Vermeidung von Zigarettenrauch können Sie den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Gemeinsam mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin sind sie ein Team, wenn es um Entscheidungen zur Behandlung geht.
Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin ist bei Halsschmerzen Ihr/e erst/e Ansprechpartner/in. Er oder sie wird auf Basis Ihrer Beschwerden eine Behandlung empfehlen und unter Umständen eine weitere fachärztliche Abklärung veranlassen.
Zu einem Facharzt oder einer Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde wird Sie Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin beispielsweise schicken, wenn es Hinweise auf einen Abszess im Rachenbereich gibt, wenn die Beschwerden länger als 6 Wochen dauern oder bei mehr als 6 Mandelentzündungen im Jahr.
Ihre Apotheke wird Sie wie immer zur richtigen Einnahme der vom Arzt verschriebenen Medikamente beraten.
Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin wird eine unverzügliche Aufnahme auf einer HNO-Abteilung oder internistischen Abteilung veranlassen, wenn er oder sie Hinweise auf einen möglicherweise gefährlichen Krankheitsverlauf findet.
Zwar ist ein Großteil, also 80 bis 90 Prozent der Patient:innen nach einer Woche beschwerdefrei, aber manchmal kann es auch zu Komplikationen oder gefährlichen Verläufen kommen:
Manchmal können auch Erkrankungen, wie Diphterie (bei Ungeimpften), infektiöse Mononukleose oder Meningitis (Hirnhautentzündung) hinter den Halsschmerzen stecken. In diesen Fällen ist meist eine Behandlung im Spital erforderlich.
Wenn es nach dem Besuch beim Hausarzt zu einer erneuten Verschlechterung oder innerhalb von 3-4 Tagen zu keiner Besserung kommt, sollten sie nochmal Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin aufsuchen!
Bei einer gesicherten Infektion mit Streptokokkus pyogenes wird von einer Ansteckungsfähigkeit über 3 Wochen unbehandelt und 24 Stunden bei antibiotischer Behandlung ausgegangen.