Auch wenn das Beschwerdebild „rinnende Nase und juckende Augen“ vergleichsweise harmlos klingt: Allergie-Patient:innen haben oft eine stark eingeschränkte Lebensqualität. Es ist mir daher wichtig, dass ich mit meiner Patientin bzw. meinem Patienten alle therapeutischen Möglichkeiten ausführlich bespreche.
Wissenschaftlich geprüft von Dr. Benedikt Hofbaur, Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM)
Bei einer Allergie bekämpft die Immunabwehr eigentlich harmlose Stoffe, als wären es Krankheiterreger. Solche Stoffe werden dann in der Fachsprache als „Allergene“ bezeichnet.
Diesen Allergenen können wir ausgesetzt sein, weil sie entweder
Was geschieht bei einem allergischen Schnupfen?
Beim allergischen Schnupfen, von Ärzten auch als „allergische Rhinitis“ bezeichnet, führt der Kontakt mit Umweltallergenen, also bestimmten Stoffen in der Atemluft zu einer entzündlichen Reaktion in der Schleimhaut der Nase und der angrenzenden Atemwege.
Typische Allergene in unserer Umwelt sind:
Heuschnupfen: Der durch eine Allergie gegen Pollen ausgelöste allergische Schnupfen wird umgangssprachlich auch als „Heuschnupfen“ bezeichnet.
Wie schon der Name ausdrückt, betreffen die Beschwerden beim allergischen Schnupfen hauptsächlich die Nase. Es kann aber auch eine Reihe anderer Symptome auftreten.
Nase
Augen
Rachen und Ohren
Schlaf
Die Beschwerden können ganzjährig, wie bei Hausstaubmilben- oder Tierhaar-Allergie auftreten oder nur saisonal, wie bei der Pollenallergie.
Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin wird Sie genau zu Ihren Beschwerden und Ihren Lebensumständen befragen und Sie körperlich untersuchen.
Fragen zu den Lebensumständen sind:
Ein Test bei einem spezialisierten Facharzt oder in einem Allergieambulatorium kann dann die Diagnose bestätigen. Meist sind es Fachärzte und Fachärztinnen, aus den Fächern Lungenheilkunde HNO-Heilkunde, Dermatologie, und Kinderheilkunde, die sich zusätzlich auf allergische Erkrankungen spezialisiert haben, die also auch als Allergolog:innen arbeiten.
Wie läuft ein Allergietest (Prick-Test) ab?
Prickt-Test: Die Standardmethode zur Austestung, ob eine allergische Reaktion auf ein bestimmtes Allergen auftritt, ist der so genannte Prick-Test. Dabei wird auf der Unterarm-Innenseite ein Tropfen mit der Testlösung aufgetragen und anschließend durch den Tropfen die Haut mit einer kleinen Lanzette etwas angeritzt. Keine Sorge, das erfolgt ganz oberflächlich und tut üblicherweise nicht weh. Dieses Verfahren[ wird für jedes in Frage kommende Allergen durchgeführt. Nach 20 Minuten wird geprüft, ob es an einer oder mehrerer Stellen zu einer Hausrötung gekommen ist.
Die Behandlung der allergischen Rhinitis hat drei wesentliche Schwerpunkte:
Allergenvermeidung
Sobald bei den typischen Beschwerden einer allergischen Rhinitis ein positiver Allergietest bei Ihnen vorliegt und damit auch klar ist, welche Umweltallergene die Beschwerden auslösen, kann Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Maßnahmen zur Allergenvermeidung vorschlagen. Ziel ist es, dass Sie den für Sie relevanten Allergenen so wenig wie möglich ausgesetzt sind.
Je nach Allergen gibt es eine Reihe spezifischer Maßnahmen. Leider ist ein Teil davon mit Kosten verbunden und nicht für alle Menschen leistbar.
Welche Maßnahmen sollte ich bei Hunde- oder Katzenallergie setzen?
Welche Maßnahmen kann ich bei Allergie gegen Hausstaubmilben ergreifen?
Welche Maßnahmen kann ich bei Schimmelpilz-Allergie ergreifen?
Folgende Maßnahmen können Sie ergreifen, wenn „Ihre“ Pollen gerade fliegen:
Die medikamentöse Therapie bei allergischer Rhinitis
Welche Medikamente werden in der Behandlung der allergischen Rhinitis eingesetzt?
Bei der medikamentösen Therapie des allergischen Schnupfens geht es darum, die Entzündung und das Anschwellen der betroffenen Schleimhäute zu hemmen und damit die Beschwerden zu lindern.
Allergen-Immuntherapie (Hyposensibilisierung)
Bei der Allergen-Immuntherapie (AIT), früher auch als Hyposensibilisierung bezeichnet, wird das jeweilige Allergen in verdünnter Form verabreicht. Die Verabreichung erfolgt wiederholt über einen längeren Zeitraum, wobei die Allergen-Dosis langsam erhöht wird. Das Immunsystem wird dabei also langsam an das betreffende Allergen gewöhnt, wodurch die Allergie verschwindet oder stark zurückgeht. Die Allergen-Immuntherapie ist somit die einzige Therapiemaßnahme, die direkt gegen die Ursache der Allergie wirkt.
Welche Arten von Allergen-Immuntherapie (Hyposensibilisierung) gibt es?
Die Verabreichung des Allergens erfolgt entweder subkutan, also in Form einer Injektion unter die Haut oder sublingual in Form von Tropfen oder Schmelztabletten, die unter die Zunge platziert und über die Mundschleimhaut aufgenommen werden.
Eine Allergen-Immuntherapie gibt es derzeit für die folgenden Allergene:
Welche Patient:innen mit allergischer Rhinitis kommen für eine Allergen-Immuntherapie (AIT) infrage?
Vorrausetzungen für eine AIT bei allergischer Rhinitis sind u.a.:
Der Start einer Allergen-Immuntherapie erfolgt bei einem spezialisierten Facharzt oder einer Fachärztin für Lungenheilkunde HNO-Heilkunde, Dermatologie oder Kinderheilkunde in der Praxis oder in einem Allergieambulatorium. Die sublinguale Immuntherapie kann von den Patient:inen selbst zuhause eingenommen werden, die subkutane Variante kann in der Folge vom Hausarzt bzw. der Hausärztin durchgeführt werden
Sie selbst spielen eine entscheidende Rolle, indem Sie Ihre Beschwerden ernst nehmen und mit Ihren Ärzten bzw. Ärztinnen die richtigen Maßnahmen der Allergenvermeidung, eine ausreichende Behandlung und u.U. die Möglichkeit einer Allergieimpfung besprechen.
Wenn Sie an einer Allergie leiden oder Beschwerden, wie juckende Augen oder rinnende Nase haben, dann ist Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin der/die erste ärztliche Ansprechpartner:in. Falls es noch keine Diagnose gibt, wird sie Ihr Arzt bei entsprechendem Verdacht zum Allergologen bzw. an ein Allergieambulatorium zur Austestung möglicher Allergene überweisen.
Bei ausgeprägten und trotz Behandlung anhaltenden Beschwerden kann Sie Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin zu einem Allergologen bzw. einer Allergologin überweisen. Dies sind speziell ausgebildete Fachärzte, meist aus den Bereichen Lungenheilkunde, Dermatologie, HNO oder KInderheilkunde. Zu welchen dieser Ärzt:innen Sie Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin schickt, hängt von der Art Ihrer Beschwerden ab
Allergieambulatorien oder Allergiezentren führen die Bestimmung der individuellen Allergene über Blut- und Hauttests durch. Spezialisierte Ärzt:innen können Sie gegebenenfalls über die Möglichkeit einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) informieren und diese auch durchführen.
Ihre Apotheke ist, so wie Ihr Arzt, Ansprechpartner, wenn es um die Medikamenteneinnahme geht. Zudem können Sie sich über den Einsatz pflanzlicher Heilmittel beraten lassen. Wer unter einer chronischen Erkrankung leidet, sollte auch den Einsatz von rezeptfreien pflanzlichen Arzneimitteln vorab mit seinem Hausarzt besprechen.
Im Zuge einer Allergie können sowohl Notfälle als auch akute Komplikationen auftreten. In diesen Fällen sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt oder idealerweise eine Spitalsambulanz aufsuchen. Je nach Symptomatik, kann das zum Beispiel eine HNO-, Derma oder Lungen -Ambulanz sein.
Eingeschränkte Lebensqualität: Wer über Jahre immer wieder oder sogar durchgängig an einer allergischen Rhinitis leidet, der hat mitunter eine stark eingeschränkte Lebensqualität mit schlechtem Schlaf, Tagesmüdigkeit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit in Alltag und Beruf.
Höhere Empfindlichkeit: Patient:innen, die oft oder ständig einem Allergen ausgesetzt sind, entwickeln mit der Zeit einehöhere Empfindlichkeit der Nasenschleimhaut. Das bedeutet, dass bereits eine geringere Menge dieses Allergens zu Beschwerden führten kann und dass die Symptome auch stärker ausgeprägt sein können. Gleichzeitig wird die Nase auch empfindlicher gegenüber anderen Reizen, wie z.B. kalte Luft oder Zigarettenrauch.
Asthma: Wenn eine Allergie trotz jahrelangem Bestehen nicht entsprechend behandelt wird, kann sich ein Asthma bronchiale entwickeln. Dabei kommt es zu einer chronischen Entzündung der Schleimhaut der Atemwege mit anfallsartiger Verengung der Bronchien. Diese Verlagerung der Allergiesymptomatik auf die Lunge bezeichnet man auch als „Etagenwechsel“.