Insektenstiche können schwere allergische Reaktionen auslösen, meist beschränken sich die Symptome aber auf lokale Ödeme und Pruritus. Die Akuttherapie soll den Juckreiz lindern und das Kratzbedürfnis unterbinden.
Mag.a Silvia Lechner
Redaktion ApoKrone
Mit den lauen Sommerabenden, die zum Draußensitzen einladen, kommen unvermeidlich auch stechende Plagegeister. So sind etwa laut AGES in Österreich mittlerweile 50 verschiedene Stechmückenarten (Culicidae) nachweisbar, die häufigste ist die Gemeine Stechmücke, Culex pipiens. Aber auch andere Insekten bzw. Acaridae reihen sich ein, um für eine Blutmahlzeit oder zu Verteidigungszwecken zuzustechen: Bienen, Wespen, Hornissen, Bremsen, Flöhe und Zecken. Die Stiche an sich haben meist eines gemeinsam - den unmittelbar auftretenden, quälenden Juckreiz.
Pathogenese
Bienen, Hornissen und Co stechen ausschließlich zur Selbstverteidigung, die hohe klinische Relevanz ergibt sich vor allem aus der systemischen, IgE-vermittelten Allergie vom Soforttyp gegen ihre Toxine. Weitaus häufiger sind allerdings lokale allergische Reaktionen an der Einstichstelle. Um exemplarisch bei den Stechmücken zu bleiben: Diese ernähren sich zwar prinzipiell von Nektar und zuckerhältigen Flüssigkeiten, für die Oogenese der Weibchen sind aber Proteine wie Hämoglobin und Albumin sowie Eisen in Porphyrin-Verbindungen aus der Blutmahlzeit essenziell. Durch den Duft von Milch- und Fettsäuren sowie Ammoniak und CO2 in der Atemluft angelockt, nutzen sie auch thermische Signale, um eine geeignete Stichstelle zu finden. Bei ihrem Stich wird eine lokale Mikroverletzung verursacht, und gerinnungshemmende Peptide und Proteine werden über das Speicheldrüsensekret abgegeben, welche die Mastzellen dazu veranlassen, Histamin freizusetzen und eine Entzündungsreaktion auszulösen. Die meist auf 1 cm begrenzte lokale Reaktion verursacht die typischen Symptome wie Rötung, Schwellung in Form einer Quaddel oder Papel und Juckreiz. Nach derzeitigem Konsens entsteht Letzterer durch die Aktivierung freier Endigungen von C-Fasern und weckt überdies ein ausgeprägtes Kratzbedürfnis, wodurch sich die Symptome aber nur verschlimmern und häufig eine bakterielle Superinfektion verursacht wird. Über Nozizeptoren vermittelter Schmerz entsteht nur, wenn der Stich bewusst wahrgenommen und ein Hautnerv getroffen wird. Bei etwa 10 % der Stiche kommt es zu einer gesteigerten lokalen Reaktion (ca. 3 cm), ist sie größer als 10 cm, gepaart mit leicht erhöhter innerer Körpertemperatur über mehrere Tage, spricht man vom „Skeeter-Syndrom“. Normalerweise sollten sich Entzündung und Juckreiz aber innerhalb eines Tages zurückbilden.
Akuttherapie
Die Akuttherapie stellt die schnelle Linderung der Symptome in den Vordergrund. Sofortige Kühlung für max. 10-15 Minuten mit Kältepacks, Kühlkompressen oder Gelen reduziert Hyperämie und Schwellung; Essigsäure, Tonerde, Kampfer, Menthol und Aloe vera unterstützen den kühlenden Effekt. Unmittelbar nach dem Stich kann man alternativ auch thermische Stichheiler einsetzen, die nach derzeitiger Ansicht bei lokaler Erwärmung auf 50-53 °C zwar nicht zur Denaturierung der Proteine aus Toxin oder Speicheldrüsensekret führen, aber die Mastzelldegranulation und Juckreizweiterleitung modulieren und so das Kratzbedürfnis unterdrücken. Zinkoxid, topische H1-Antihistaminika (Dimetindenmaleat, Bamipinlactat) und Lokalanästhetika (Polidocanol, Lidocain, Benzocain) lindern ebenfalls den Juckreiz. Gegen die Ausbreitung der Entzündung können hydrokortisonhaltige Präparate eingesetzt werden, zur allgemeinen Reizlinderung und Hautpflege Dexpanthenol. Vor allem bei Hypersensibilität oder hoher Stechmückenbelastung können außerdem systemische Antihistaminika wie (Des-) Loratadin oder (Levo-)Cetirizin(-dihydrochlorid) sinnvoll sein.